Glocal Piano Project 2022
Nach drei organisatorisch, künstlerisch und logistisch herausfordernden Wochen ist das an die Stelle der früheren Vorauswahlrunde des Busoni Klavierwettbewerbs getretene Glocal Piano Project 2022 in Kooperation mit Steinway & Sons erfolgreich zu Ende gegangen.
Der in Bozen beheimatete Internationale Ferruccio Busoni Klavierwettbewerb richtete über 10 Tage vom 6. bis zum 16.11. in 12 Städten auf drei Kontinenten (Seoul, Hamburg, London, Paris, Munich, New York City, Vienna, Beijing, Hong Kong, Brescia, Changsha und Istanbul) zum zweiten Mal eine hybride Form seiner ersten Wettbewerbsrunde aus. Die maximal 20minütigen Beiträge der 100 zur Teilnahme zugelassenen Pianist*innen wurden professionell nach identischen technischen Vorgaben aufgezeichnet und online sowohl auf der Website des Busoni als auch jener von Steinway & Sons zusammengefasst.
Dieser Video-Pool diente einerseits als Grundlage der Bewertung für 7 Juror*innen für die Auswahl der 26 Teilnehmer*innen des Finaljahres 2023. Gleichzeitig machten über 35.000 Internetnutzer*innen von der Möglichkeit Gebrauch, sich anhand dieses Panoramas des Klavierspiels der Gegenwart ein Bild von der künstlerischen Diversität und Qualität junger Nachwuchspianist*innen zu machen. Das Publikum konnte sich überdies ebenfalls an der Abstimmung beteiligen und bis zu vier Finalstartplätze für den Sommer 2023 vergeben. Durch Überschneidungen mit dem Urteil der Jury wurden über die Publikumsabstimmung effektiv 3 Finalisten von 10.657 registrierten Nutzern ermittelt. Die Videos blieben noch bis Beginn der Finalrunden 2023 auf www.busoni-mahler.eu verfügbar.
Anders als im Pandemiewinter 2021, als das Glocal Piano Project als Antwort auf Lockdowns und Reisebeschränkungen ersonnen wurde, konnte 2022 an fast allen Spielorten Livepublikum den Darbietungen beiwohnen – die Steinway & Sons Niederlassungen wurden so ihrerseits zu „Auslandsvertretungen“ des Busoni Wettbewerbs überall in der Welt, von New York bis London, von Paris bis Seoul. Die internationale Sichtbarkeit des profilierten Wettbewerbes konnte hiervon in höchstem Maße profitieren.
Eine weitere Besonderheit des Wettbewerbsbienniums 2022/2023 war der Verzicht der ausrichtenden Busoni-Mahler Stiftung auf nationale Symbolik. Dem zugrunde liegt die Überzeugung, dass Musiker*innen als individuelle Persönlichkeiten auf der Bühne ihre interpretatorische Position vertreten, nicht ihre Staatsangehörigkeit. Damit steht die Vision des Wettbewerbs in Einklang mit dem geistigen Erbe des Namenspatrons selbst, denn auch Ferruccio Busoni war nicht nur eine herausragende Künstlerpersönlichkeit der Moderne, sondern verstand sich selbst als Weltbürger, der ein eigenes Netzwerk zu Protagonisten und Förderern der Avantgarde unterhielt.